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"Bei mir sind alle Spieler gleich"

Der TSV Rot-Weiß Niebüll hat Asylbewerber aus Eritrea in den Verein integriert / Auf der Suche nach Fußballschuhen und Ausrüstung, Nordfriesland Tageblatt / Wolfgang Pustal 29.09.2015

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Tesfom strahlt über das ganze Gesicht, wenn er über Fußball spricht. Er versteht schon ein wenig Deutsch, spricht auch etwas Englisch. Mosie ist da schon weiter – zumindest sprachlich. Beim Fußball kann er aber nicht mit seinem jungen Landsmann mithalten, der ist ihm spielerisch deutlich überlegen. Denn erst mit 42 Jahren ist Mosie in Deutschland zum Fußball gekommen. Und auch Redae (25) freut sich auf seinen ersten Einsatz in der dritten Mannschaft des TSV Rotweiß Niebüll. An diesem Abend müssen sie aber auf das Training verzichten, das Wetter ist zu schlecht. Dafür gibt es Bundesliga im Fernsehen – gemeinsam im Sportheim.

Tesfom, Mosie und Rede sind drei der zehn Spieler aus Eritrea, die derzeit auf ihre Spielberechtigung warten. Die müsste bald vom Schleswig-Holsteinischen Fußballverband erteilt werden. „Wir warten sehnsüchtig auf den Einsatz unserer neuen Mitspieler“, erzählt Thorsten Bremer. Er ist zusammen mit Nico Selka Trainer und Koordinator der zweiten und dritten Mannschaft und kümmert sich auch um die Neuen.

„Sprachlich war es gerade am Anfang schon etwas schwierig. Sie sprachen kein Deutsch, nur schlecht Englisch und auch kaum Französisch oder Italienisch“, hat Bremer nichts unversucht gelassen. „Aber mit Händen und Füßen ging es schon, und jetzt wird ihr Deutsch auch immer besser“, sieht der TSV-Trainer deutliche Fortschritte – sprachlich und sportlich. An vier Tagen in der Woche haben die Asylsuchenden vom Horn von Afrika jeweils vier Stunden Sprachunterricht und beim Training zweimal in der Woche können sie das Gelernte auch gleich anwenden.

„Alles begann damit, dass die jungen Männer nachmittags auf unserem Miniplatz gespielt haben. Wir haben sie angesprochen und gefragt, ob sie zum Training kommen wollen. Wir haben eine dritte Mannschaft gemeldet, damit sie spielen können. Wir stellen Trainingsmaterial und Übungsleiter. Die Spieler sind beim TSV als Mitglieder angemeldet und auch versichert. Das kostet sie nichts“, erklärt Wolfgang Siegfried, der froh über die Neuzugänge ist.

„Fußball ist für mich Hobby, und bei mir sind alle Spieler gleich. Im Spiel müssen dann die Besseren den etwas Schlechteren helfen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen“, erklärt der Trainer seine Philosophie. Die scheint wie gemacht für die Spieler aus Eritrea, die sich nicht nur auf dem Spielfeld erst einmal eingewöhnen müssen. Sie sind zum Teil schon mehr als ein Jahr in Niebüll und wohnen meist zusammen.

Für Wolfgang Siegfried wird es nun höchste Zeit, dass der erhoffte Kunstrasenplatz kommt. „Wir hatten zuletzt in einer Woche 44 Punktspiele, das geht gerade bei diesem Herbstwetter gar nicht“, wünscht sich der Spartenleiter bei der Stadtvertretersitzung am 15. Oktober eine positive Entscheidung der Stadt pro Kunstrasen. Das würde bei Rotweiß den Trainings- und Spielbetrieb deutlich entspannen.

Hans Thiesen, der Vorsitzende des TSV Rotweiß, spricht von gelebter Integration. „Fußball wird überall gespielt, auch in Eritrea, deswegen hat es so schnell geklappt. Aber wir haben 18 Sparten und rund 2100 Mitglieder. Da ist das Modell auch in anderen Sportarten denkbar. Es kommen ja viele junge Leute, und die wollen Sport treiben. Bei uns können sie es – ohne dafür zahlen zu müssen“, stellt Thiesen klar. Interessierte können sich montags und donnerstags im TSV-Büro in der Tondernstraße 33 bei Walter Rief (Telefon 04661-934-8830) anmelden.

Was noch fehlt, ist außer der Spielberechtigung brauchbares Spielmaterial. Mosies alte Fußballschuhe gingen in der vergangenen Woche kaputt. Deswegen bitten Bremer, Siegfried und Thiesen aktive Fußballer, nach Schuhen, Schienbeinschonern, Stutzen, Trikots und Trainingsanzügen Ausschau zu halten. „Aber nur Sachen, die man auch wirklich verwenden kann“, bittet Siegfried.

Zu bedenken gibt er auch, dass die jungen Männer aus Eritrea alle eher klein und schmal sind. So werden vor allem Schuhe in den Größen 40 bis 43 und Bekleidung in S und M gebraucht.

Tesfom, Mosie und Redae werden es danken – wenn nicht gleich mit Toren für Rotweiß, so doch auf jeden Fall mit ihrem strahlenden Lächeln.

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