Aktuelles

Vereinsgeschichte

Die Geschichte des Vereins begann im Januar 1889, als eine kleine Schar Turninteressierter abends in der später als „Landschaftlichen Haus“ bekannten Gaststube auf die Idee kam, in Niebüll einen Turnverein unter dem damaligen Namen „Niebüller Männer-Turnverein“ zu gründen. Leider wurde vom Gründungstag am 09. Februar 1889 keine Vereinschronik fortgeschrieben. Vermutlich war den Herren auch gar nicht bewusst, welch historisches Kapitel sie in diesem Moment für die Stadtgeschichte geöffnet haben. Viele Dokumente, die über die frühe Vereinszusammensetzung aufklären könnten, sind verschollen, wenn sie denn überhaupt angefertigt wurden. Schon im Jahre 1894 gab es Klagen über die bisherige Ordnung des Vereins. Dem anfänglichen Chaos ist im Laufe der Zeit eine saubere und ordnungsgemäße Protokollierung des Vereinsgeschehen gefolgt, die aber durch die zunehmende Komplexität Schwierigkeiten für eine prägnante Zusammenfassung der Vereinsgeschichte innerhalb eines Online-Beitrages bereiten. Daher bedient sich der nun folgende Text sowie die Bildinhalte auf die letzte publizierte Festschrift des Vereins zum 100. jährigen Jubiläum im Jahre 1989. In diesem Zuge bedanken wir uns recht herzlich bei Dieter und Edith Wrege, die damals die redaktionelle Arbeit für dieses Werk geleistet haben und gemeinsam mit Jan Wrege zahlreiches Bildmaterial zusammengestellt haben. Die in der Festschrift für teilweise einzelne Sparten erstellte Geschichte ist auf den jeweiligen Spartenseiten zu finden.




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 So fing alles an, 05.03.1889

                    Generalversammlung des Männervereins

Nordfriesische Rundschau, am 16. Januar 1929

Der Männerturnverein Niebüll hielt gestern abend seine diesjährige Generalver-sammlung ab, die von allen Abteilungen sehr zahlreich besucht war. Der zweite Vorsitzende, Rechtsanwalt Feddersen, eröffnete die Versammlung und widmete dem verstorb enen 1. Vorsitzenden, Konrektor Sievers, einen zu Herzen gehenden Nachruf. Der Verstorbene sei nicht von der technischen Seite zum Turnen gekommen, sondern er sei überzeugt gewesen von dem geistigen Gehalt der Deutschen Turnerschaft und habe sein Leben lang ihren Bestrebungen gedient. Das müsse den Turnern eine Mahnung sein, das Gleiche zu tun. Stehend sang darauf die Turngemeinde das Lied „Brüder reicht die Hand zum Bunde“.
Dann trat man in den geschäftlichen Teil ein. Oberturnwart Hadenfeldt erstattete den Tätigkeitsbericht. Er begann mit der Schülerinnen- abteilung, wo der Turnbesuch fast 80 Prozent betragen habe. Die Knabenabteilung habe eingestellt werden müssen, da der sommerliche Spielbetrieb die Arbeit gehindert habe, aber in diesen Tagen sei die Abteilung neu wieder ins Leben gerufen und am ersten Turnabend hätten bereits 15 - 20 Knaben teilgenommen. Die Abteilung der jungen Mädchen habe ihren Stand gehalten, während man von der Männerabteilung nicht allzuviel lobenswertes berichten könne. Auch sei zu klagen über die geringe Beteiligung der Zöglinge. Ein Erfolg folg sei die Erringung der Gaugruppen- meisterschaft im Schlagball. Die älteren Turner müßten sich aufschwingen zu dienen und zu opfern, auch geistig müßten wir uns mehr mit der Arbeit der Deutschen Turnerschaft beschäftigen. Die Frauenabteilung sei sehr gut, doch sei für die Zukunft zu erwägen, ob nicht der Badekursus innerhalb des Vereins veranstaltet werden könne. Die Altherrenriege habe sich nicht betätigt, nur eine Faustballmannschaft habe ihre Spiele ausgeführt. Es sei zu hoffen, daß bei der Mitwirkung aller das Turnen im Verein wieder einen Aufschwung nehme. - Darauf wurde der Kassenbericht erstattet, der mit einem kleinen Überschuß abschließt, und gleichzeitig ein Antrag einstimmig angenommen, daß säumige Zahler durch den Turnrat ausgeschlossen werden können. Es fanden sodann die Wahlen statt. Zum 1. Vorsitzenden wurde Turnbruder L. Jessen, zum 2. Turnwart Friedrichsen, zum 1. Schriftwart U. Brodersen und zum 2. Schriftwart Hoops gewählt. Der Kassenwart (Nissen), der 3. Beisitzer (Dr. Jacobs), die Vertreterinnen der Frauenabteilung (Frau Feddersen und Frau Ortmann) und der Mädchenabteilung (Frl. Momsen und Frl. Jansen) wurden wiedergewählt, ferner wählte man zwei Kassenprüfer und als Beisitzer des Turnrats Turnbruder Petersen. Auf Antrag der Versammlung soll das Gauturnfest in diesem Jahre in Niebüll abgehalten werden, ein dahingehender Antrag wird auf dem am Sonntag stattfindenden Gauturntag in Husum (oder Nordstrand) gestellt werden, an dem vom Verein die Turnbrüder Nissen‚ L. Jessen und Friedrichsen (Ersatzmann Dr. Jacobs) teilnehmen sollen.
Der Haushaltsplan wurde festgestellt und der Beitrag wieder in der bisherigen Höhe festgesetzt. An Veranstaltungen wurden das 40. Stiftungsfest (2. März), sowie die Vorführung eines Films vom „Deutschen Turnfest“ (13. April) beschlossen. Drei neue Mitglieder wurden aufgenommen. Den Schluß der Versammlung bildeten einige Ausführgen über die „ Deutsche Turnschule " in Berlin und das Absingen des Liedes „Wann wir schreiten Seit’an Seit“.
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 Die Turner des MTV
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                    40 Jahre Niebüller Männerturnverein

Nordfriesische Rundschau, am 28. Juni 1929

Wenn man über die Geschichte eines Vereins etwas erzählen will, so muß man den Werdegang desselben miterlebt haben. Die Versammlungs-Protokolle, soweit solche überhaupt geführt wurden und noch vorhanden sind, geben wohl über die Mehrzahl der gefaßten Beschlüsse, Zahlen und Daten Auskunft, sind aber meistens so knapp und dürftig gehalten und die einzelnen Aufzeichnungen gleichen einander so sehr, daß - müßte ein Uneingeweihter etwas über die Geschichte unseres M . T. V. schreiben - nichtviel Interessantestes diesen zu schöpfen wäre. Ich will nun versuchen, Ihnen, liebe Turnschwestern und Turnbruder, ein Bild von dem Entstehen und Wachsen unseres Vereins zu gehen.
Es war im Januar des Jahres 1889, als ein paar junge Leute eines Abends im jetzigen „Landschaftlichen Haus“ beim friesischen Teepunsch saßen. Man sprach überdies und das und man nahm noch „ einen“, wie das auch heutigentags zuweilen noch vorkommen soll. Der Abend wurde etwas „ verlängert“ und man wurde - vom vielen Sprechen natürlich - angeregt und die jungen Leute fühlten ihre Kräfte schwellen. Vom langen Sitzen waren sie etwas steif geworden und ein ganz natürlicher Trieb veranlaßte sie, sich etwas Bewegung zu verschaffen. Wären die jungen Leute Krakehler gewesen, so wäre vielleicht eine Prügelei die Folge des Kräfteschwellens gewesen. Es waren aber alle, zum Glück für die Einrichtung der Gaststube, gemütliche Leute. Bewegung aber mußten sie haben und so sprangen sie einer nach dem anderen über Tische und Stühle und ein paar waren dabei, die bereits anderswo „richtig °‘ geturnt hatten. Diese vollführten nun unter großem Beifall der Zuschauer ein paar so famose Übungen am provisorischen Barren (zwei Stuhllehnen) aus, daß bei allen, die es sahen, die helle Begeisterung für unsere deutsche Turnsache geweckt wurde. Schon an diesem denkwürdigen Abend wurde beschlossen, hierin Niebüll einen Turnverein ins Leben zu rufen, wenn eine genügende Anzahl Männer für diesen Plan zu gewinnen wäre. Das gelang, und am 9. Februar 1889 wurde der Niebüller Männer-Turnverein gegründet.
Am Schluß der Statuten vom 9. Februar 1889 sind folgende Namen verzeichnet: Chr. Jessen, J. F. Frahm, Schümann, L. Ketelsen, Schlarbaum, S. Petersen, C. Carstensen.
Leider sind die ersten Aufzeichnungen des junge Vereins verloren gegangen. Erstfahre nach der Gründung des Vereins wurde von dem damaligen Katastergehilfen Lewe Ingwersen ein richtiges Protokollbuch angelegt und dasselbe von ihm gewissenhaft geführt. Herrn Ingwersen, seinerzeit auch ein eifriger Turner, sei an dieser Stelle aufrichtig für seine Gewissenhaftigkeit gedankt. Dies Protokollbuch beginnt wie folgt: „Nachdem der Niebüller Männer-Turnverein eine Zeit lang bestanden hatte und eifrig geturnt worden war, entstand Aufregung und Unordnung unter den aktiven Turnern, so daß infolge ungenügender Beteiligung am Turnen die Turnübungen auf Grund §22 des Statutes eingestellt wurden. Der Vorstand des Vereins war schon allmählich im Auflösen begriffen, infolgedessen auch die bisherigen Protokolle und Schriftstücke desselben verlorengegangen sind. Da stellten noch frühzeitig vor gänzlicher Auflösung des Vereins mehrere junge Männer beim 1. Vorsitzenden Herrn Amtsvorsteher Carl Fr. Hansen den Antrag, in Anbetracht der noch guterhaltenen vorhandenen Geräte, durch eine Aufforderung den Turnverein wieder ins Leben zurückzurufen. Dem Antrage wurde sofort stattgegeben und der Verein wieder aufgerichtet am 19. 3. 1894“.
Einem eifrigen Förderer der Turnsache in Niebüll, dem damaligen Amtsvorsteher C.F. Jannsen, gelang es, am 19. März 1894 den Turnbetrieb wieder aufleben zu lassen. Nach dem Bericht über die Generalversammlung am 3. April 1894 bestand der Turnrat aus folgenden Herren: Amtsvorsteher Jannsen, 1. Vorsitzender, Photograph Westphal, Turnwart, Katastergehilfe Ingwersen, Schriftwart. Erschienen war zu dieser Generalversammlung eine größere Anzahl aktiver und passiver Mitglieder. Die Zahl der aktiven Mitglieder betrug 20, von welchen 7 Zöglinge; als passive Mitglieder traten dem Verein 17 Herren bei. Der 1. Vorsitzende trat wegen Überlastung von seinem Posten zurück. An seine Stelle wurde Herr Lehrer J. Petersden gewählt. Gastwirt Antoni Karstensen wurde als Zeugwart, Lewe Ingwersen als 1. Schriftwart, Uhrmacher Carl Carstensen als 2. Schriftwart und Kassenwart und Photograph Westphal als Turnwart gewählt.
Ich nenne die Namen der führenden Leute in den ersten Jahren des Bestehens des Vereins deshalb, weil diese unter schwierigsten Verhältnissen für das Bestehen des jungen Vereins ungleich schwerer als heute zu kämpfen hatten und weil die älteren Niebüller sich ihrer noch gern erinnern.
Eine Knabenabteilung wird im März 1897 gebildet. Am 5 . Dezember 1897 hat der Verein mit 20 Mitgliedern einer Einladung des Lecker Turnvereins zur Fahnenweihe Folge geleistet.
Eine Strafkasse für Turner wird im Dezember 1897 eingeführt und zu gleicher Zeit werden die Vereinsgegenstände (Fahne, Geräte, usw) gegen Feuer versichert.
In der Versammlung am 4. 6. 1898 erklären sich drei Turner bereit, am 9. Deutschen Turnfest in Hamburg teilzunehmen.
Die Knabenabteilung ist 1903 in ihren Leistungen soweit fortgeschritten, daß sie ein Schauturnen zeigen kann.
Der Verein beschäftigt sich 1905 mit dem Plan, eine neue Turnhalle zu bauen. Leider konnte dieser Plan bis heute noch nicht verwirklicht werden.
Geldprämien für die regelmäßigen Besuche der Turnabende werden 1908 ausgesetzt. Am 4. und 5. Juli desselben Jahres findet das Gauturnfest hier statt. Man will jetzt auch die Deutsche Turnzeitung beziehen. Wie im Jahre 1901 hatte der Verein auch in diesem Jahre durch die Veranstaltung des Gauturnfestes einen Unterschuß bei der Abrechnung. Der Verein beantragt beim Gau, die Gauturnfeste künftig an einem Tage abzuhalten. Die sogen. Rekrutenbälle werden von jetzt ab fast alljährlich im Herbst abgehalten.
Spielabteilungen werden 1909 gebildet. Friedrichstadt ladet zum 1. Gauspielfest ein. Von hier keine Beteiligung. Der Verein nimmt im fahre 1910 zum erstenmal am Kreisspielfest in Tondern teil. Der neue Sportplatz, der damals der Spar- und Leihkasse gehörte, darf vom Verein benutzt werden.
Eine Turnfahrt nach Emmelsbüll wurde am 21. Mai 1912 beschlossen, ebenso die Wiederbelebung des Trommler- und Pfeiferkorps. Eine Spielabteilung für ältere Herren (Faustball) entsteht.
Mit Hilfe des Vereins für Volkswohlfahrt wird ein Geräteschuppen auf dem Sportplatze im Jahre 1913 errichtet. In diesem Jahre veranstaltet der Verein eine Feier der 100. Wiederkehr des Tages der Völkerschlacht bei Leipzig (18. Oktober).
Zu Ehrenmitgliedern werden im Januar 1914 ernannt Boy Christiansen und J. Karstens. Am 4. Juli 1914 übernehmen zwei Turnratsmitglieder den Schwimmunterricht für Turner. Bald darauf erfolgte der Ausbruch des unheilvollen Krieges.
Die erste Versammlung nach dem großen Kriege fand am 7. Januar 1919 statt. Die regelmäßigen Turnübungen wurden am 14. Januar wieder aufgenommen. Auf der Versammlung am 7.Februar meldeten sich 30 Turner zur Aufnahme und am 30. Juni meldeten sich 32 neue Turner und 7 passive Mitglieder. Für das Jahnhaus in Freiburg werden im November 20 Mark gesammelt und 5 Mark aus der Vereinskasse bewilligt für die Nationalspende des Turnkreises Norden.
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 Fritz Hadenfeldt mit seinen Turnern



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